2. Stadtluft macht frei

Die bäuerlichen Familien der damaligen Zeit hatten meist viele Kinder, von denen nur wenige auf dem elterlichen Hof bleiben konnten. Die anderen mussten sich nach neuen Erwerbsmöglichkeiten umsehen: Manche traten in Klöster ein, zogen als Siedler nach Osten oder in die nahen Städte, wo sie sich als Handwerker oder Kaufleute niederließen. Sie fanden nicht nur Arbeit, sondern auch die persönliche Freiheit, denn daheim wären sie wie ihre Eltern und Geschwister Hörige eines Grund- und Leibherrn geblieben. In der Stadt dagegen wurden sie nach Jahr und Tag persönlich frei, wenn der frühere Herr sie nicht in dieser Zeit zurückforderte. Die städtische Freiheit hatte indes nicht die Unterschiede zwischen Reichen und Armen beseitigt. Die städtische Oberschicht, d. h. die reichen Kaufmannsgeschlechter bestimmten lange den Ausbau der Stadt. Wer etwas erreichen wollte, musste sich mit den „Herren“ gut stellen und blieb von ihnen abhängig. Überdies lebten in jedem Haus auch das Gesinde, die Gesellen und die einfachen Arbeitskräfte zusammen. Sie hatten zu tun, was der Hausherr befahl.




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