3. Der Markt

Mauer und Markt unterscheiden auf den ersten Blick die Stadt vom Dorf. Die Mauer schützte alle Stadtbewohner wie eine befestigte Burg. Die Begriffe "Burg" und "Stadt" bedeuteten lange das gleiche. Die Bewohner nannten sich Bürger. Wall und Graben sicherten die Mauer ab, die mit ihren Wehrgängen, Schießscharten und Wehrtürmen ein Eindringen des Feindes verhindern sollte. Man gelangte in eine solche "Burg" nur durch Tore, zu denen die Straßen über Zugbrücken führten. Das Herz der Stadt war der Markt. Er lag im Schnittpunkt der Straßen, die von den Toren in den Mittelpunkt des städtischen Lebens führten - ein runder oder langgestreckter Platz, von schönen Bauten umgeben. Es gab zunächst nur wenige Markttage im Jahr, so im Frühjahr oder Herbst oder zu kirchlichen Festtagen, bis später allmählich der wöchentliche Markt üblich wurde. Was die Bauern nicht für die eigene Familie und den herrschaftlichen Hof benötigten, brachten sie auf den städtischen Markt und sie lernten sich nach den jeweiligen Bedürfnissen ihrer städtischen Kundschaft zu richten. Sie begriffen, dass Angebot und Nachfrage den Markt bestimmten. Vom Gewinn, der häufig gering blieb, kauften sie, was sie nicht selbst herstellen konnten, z. B. feines Gewebe, Leder, Schuhe, Töpfe aus Kupfer, in bescheidenem Umfang auch Schmuck aus Gold und Silber. Der Weg zwischen Hersteller und Verbraucher war kurz: Der Bauer verkaufte seine Erzeugnisse unmittelbar an den Handwerker. Sie trafen sich auf dem Marktplatz. Man tauschte nach Angebot und Nachfrage seine Waren aus, d. h. es gab keine Zwischenhändler für die Güter des täglichen Bedarfs. Auch das, was hier ganz allgemein über das Thema „Stadtluft macht frei“ und die Märkte gesagt wurde, trifft für Hersfeld natürlich auch zu, wenngleich urkundliche Zeugnisse speziell dazu fehlen. Immerhin wurde die bürgerliche Marktsiedlung, die wohl mit ihrem kleinen Markt rund um das heutige Rathaus gelegen haben mag, erweitert. Die Freifläche zwischen Stift und Marktsiedlung, die „Ebenheit“, unser heutiger Marktplatz, wurden in die Stadtfläche mit einbezogen. „Der Baubeginn der stellenweise bis heute erhaltenen (jüngeren) Stadtmauer dürfte um 1230 liegen, die Fertigstellung in der Mitte des 14. Jahrhunderts.“ Tuchmacher aus Flandern, die kurzerhand die Fleminge genannt wurden, waren zugewandert. Der Vlämenweg erinnert noch heute an sie. Seit dem 13. Jahrhundert gibt es die Gerber, auf welche die Löhrgasse hinweist (Gerberlohe). Die kurze Straße „Unter den Hütten“ zwischen Hanfsack und Weinstrasse weist auf den Markt hin. Hier standen wohl die Verkaufshütten der Metzger. Das Vorhandensein von Schreinern, Wagnern, Zimmerleuten, Schustern, Schneidern und Bäckern dürfen wir als selbstverständlich voraussetzen.




vorheriges Kapitel

Hauptseite

nächstes Kapitel